Die Baby-Schaukel – ein Erfahrungsbericht

Die Kommunikation mit dem ungeborenen Kind ist eine Innovation im sorgfältigen Umgang mit dem werdenden Leben.

Jonathan

Am 27. Januar 2010 kommt Julia in Begleitung ihres Ehemanns zu mir in die Praxis. Sie ist im 6. Monat schwanger und hat sich für eine Baby-Schaukelsitzung angemeldet. Julia beschäftigen ein paar Fragen, über die sie sich mit ihrem Baby austauschen möchte. Das werdende Elternpaar ist freudig aufgeregt und darauf gespannt, wie sich die Baby-Schaukel anfühlt und was sie beide dabei erleben werden.

Wir haben in meiner Praxis eine wohlige Atmosphäre geschaffen, damit sich Julia geborgen fühlt und sich gut entspannen kann. Damit die Schwangere in den Entspannungszustand gelangt, nehme ich sie auf einen imaginären Spaziergang mit. Diese Reise nach innen ist vergleichbar mit einer geführten Meditation.

Julia ist noch ein bisschen angespannt, kann sie doch das Gespräch mit ihrem Baby im Bauch kaum erwarten. Natürlich sind noch leise Zweifel da, ob es wohl klappen wird. Mit einem tiefen Atemzug löst sich die restliche Anspannung und Julia beginnt auf einmal mit ihrem Baby zu sprechen. Sie wird immer sicherer und spürt beim Sprechen, dass sie ganz mit ihrem Baby verbunden ist. Ganz deutlich fühlt sie jetzt seine Präsenz und seine Aufmerksamkeit. Es ist ein neues Gefühl, das sie bisher noch nicht gekannt hat. Sie spürt das Wohlbefinden des Kindes und kann zweifellos wahrnehmen, dass es sich in ihrem Bauch geborgen und glücklich fühlt.

Der werdende Vater nimmt aufmerksam am Gespräch mit seinem ungeborenen Kind teil. Auch er spricht eine Zeitlang zu seinem Baby, das uns verraten hat, dass es ein Junge werden wird.

Mama und Papa erzählen ihrem Kleinen, was sie alles mit ihm unternehmen werden, wenn er erst einmal da ist. Sie schwelgen in der Vorfreude, dass es nicht mehr lange dauert bis sie zu dritt dem See entlang spazieren werden, ihm das Wasser und die Wellen zeigen und den Wasservögeln zuhören. Sie werden ihn in der Sonne schaukeln und mit ihm im Sand spielen. Alles was er wissen möchte, werden sie ihm erklären und ihm am liebsten die ganze Welt zeigen. Sie sagen ihm, dass sie sich sehr auf seine Ankunft freuen und den Zeitpunkt der Geburt kaum mehr erwarten können. Beide vermitteln ihrem ungeborenen Sohn, dass sie ihn sehr lieben und immer lieben werden.

Das Elternpaar bereitet sich nicht nur im Äusseren, sondern auch innerlich sorgsam auf die Ankunft des ersten Kindes vor. Die Art und Weise, wie die beiden ihrem Baby erklären, dass sie es mit Freude erwarten und von Herzen lieben, berührt auch mich als Aussenstehende zutiefst. Aus therapeutischer Sicht bin ich zufrieden, dass gewisse Ängste und Unpässlichkeiten im Baby-Schaukel Gespräch angesprochen und aus dem Weg geräumt werden können. Das Paar ist für die kommenden anstehenden Ereignisse bereit und blickt der Geburt zuversichtlich entgegen. Etwas Mystisches, fast Heiliges schwingt nach diesem aussergewöhnlichen Gespräch nach, das noch lange anhält.

Im Frühjahr 2010 erblickt Jonathan das Licht der Welt. Nach drei Monaten bekomme ich Besuch von der jungen Familie. Jetzt darf auch ich Jonathan in den Armen halten und am liebsten würde ich ihm ins Ohr flüstern: «Kennen wir uns nicht von irgendwo her?» Jonathans Eltern sind überglücklich und stolz auf ihr Baby. Sie berichten mir, dass sie sich in dieser Innigkeit, die sie während der Baby-Schaukel Sitzung zusammen erlebt haben, täglich verbunden fühlen – zugleich symbolisiere dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit das Fundament, auf dem sie ihre Beziehung zueinander aufbauen.

Jetzt ist Jonathan da

Es ist für die jungen Eltern sehr schön zu beobachten, dass Jonathan ein sehr ausgeglichenes Baby ist, das sich sicher und geborgen fühlt und kaum weint. Julia, die junge Mama, ist noch Monate nach der Geburt vom bewussten Eltern-Baby-Gespräch tief beeindruckt. Sie meint, dieses aussergewöhnliche Erlebnis könne kaum in Worte gefasst werden. Ganz klar erinnert sie sich an die «Stimme» ihres ungeborenen Kindes und weiss, dass alle Antworten auf ihre Fragen im Inneren schon vorhanden waren. In der tiefen Entspannung war es ihr möglich, diese Verbindung her zu stellen, ihr Ungeborenes wahrzunehmen, zu fühlen und zu verstehen.

Das Gespräch in der Baby-Schaukel ist wie eine Tür, die in eine andere Wahrnehmung hinein geöffnet wird.

Ich habe einen Plan – und zwar einen Lebensplan!